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Berufsethik: Hoffentlich keine Randerscheinung am Bibtag11

4. Juni 2011

Das schon vor einiger Zeit konstatierte gesteigerte Interesse an berufsethischen Themen schlägt sich auch im Programm des 100. Deutschen Bibliothekartags nieder.

Bereits am Dienstag gibt es eine Session mit dem Titel

Berufsethik: Randerscheinung oder Grundlage bibliothekarischer Praxis? (13:30-15:30 ECC Raum 4)

Folgende Vorträge sind vorgesehen

„Ethik in der bibliothekarischen Praxis – Bibliothekarische Berufsethik“ (Hermann Rösch, Fachhochschule Köln)

Bibliothekarisches Handeln berührt grundsätzlich ethische Prinzipien, ob dies den Handelnden bewusst ist oder nicht. In Deutschland ist dieser Zusammenhang bislang weder in der Praxis noch in der Theorie gebührend gewürdigt worden. Damit ist natürlich nicht gesagt, dass Bibliothekarinnen und Bibliothekare in der Vergangenheit prinzipiell unethisch gehandelt hätten. Allerdings wurden die ethischen Implikationen des Handelns entweder gar nicht oder allenfalls individuell reflektiert. Zur Formulierung eines ersten Standards ist es in Deutschland erst 2007 mit den von BID erarbeiteten „Ethischen Grundsätzen der Bibliotheks- und Informationsberufe“ gekommen. Zunächst werden im Vortrag in einer Tour d’Horizon die zentralen bibliothekarischen Tätigkeitsfelder (Sammeln, Erschließen, Bewahren, Benutzen und Vermitteln) im Hinblick auf ethisches Konfliktpotenzial beleuchtet. Zur Illustration werden jeweils Fallbeispiele herangezogen. Dabei wird dargestellt, welche Bedeutung ein bibliothekarischer „Code of Ethics“ in konkreten Konfliktlagen einzunehmen vermag. Abschließende Überlegungen gelten der Frage, wie der seit 2007 existierende Berufscode mit Leben gefüllt werden kann.

Ich weiß noch nicht so wirklich was ich von diesem Vortrag halten soll. Einerseits klingt das nach einem Einführungsreferat, andererseits ist natürlich schade, dass offensichtlich dafür noch die Notwendigkeit besteht. Im Idealfall sollten diese Grundsatzfragen „Warum? Wieso? Weshalb?“ ja eigentlich 4 Jahre nach „Verkündigung“ des „code of ethics“ geklärt und in der Fachöffentlichkeit angekommen sein…

„Förderung von Informationskompetenz durch Bibliotheken – Aus berufsethischer Sicht“ (Wilfried Sühl-Strohmenger, UB Freiburg)

Nach den von Bibliothek & Information Deutschland e.V. (BID ) im Jahr 2007 verabschiedeten „Ethischen Grundsätzen der Bibliotheks- und Informationsberufe“ sehen sich Bibliothekarinnen und Bibliothekare nicht nur als Garanten eines ungehinderten Zugangs zu Informationsressourcen aller Art, sondern sie bekennen sich auch zum Prinzip des Lebenslangen Lernens und engagieren sich für die Kompetenzerweiterung der Bürgerinnen und Bürger. Die Menschen sollen die sie interessierende möglicherweise weit gefächerte Information aktiv und möglichst ohne Restriktionen nutzen können. Diesem Bedürfnis an einem freien Zugang zur verfügbaren Information und der Verwendung der Informationsvielfalt für die eigenen Bildungszwecke stehen jedoch Einschränkungen beispielsweise des Urheberrechts entgegen, dessen Einhaltung ebenfalls ein berufethisches Gebot für Bibliothekare darstellt, mit der Konsequenz, beispielsweise dem Plagiarismus vorzubeugen. Dies ist nicht nur ein Gebot korrekter wissenschaftlicher Praxis, sondern auch eine Maxime bibliothekarischer Berufsethik. Inwieweit diese bei der Vermittlung von Informationskompetenz durch Bibliotheken eine durchaus wesentliche Rolle spielt, soll in dem Vortrag näher beleuchtet werden.

Berufsethik und bibliothekarischer Alltag da draußen. Das klingt schon einmal ganz vielversprechend…

„Bibliothekarische Berufsethik in der Praxis – Ergebnisse eines Studienprojekts aus Deutschland und Großbritannien“ (Jens Boyer, Goethe-Institut, München; Iris Reiß-Golumbeck, Community College Library, Exmouth)

In Deutschland und Großbritannien haben der Dachverband Bibliothek & Information Deutschland (BID) und das Chartered Institute of Library and Information Professionals (CILIP) in den vergangenen Jahren Grundsatzpapiere zur Berufsethik im Informations- und Bibliotheksbereich veröffentlicht. In beiden Ländern ist die Thematik von hoher Relevanz für die Arbeit von Informations- und Bibliotheksfachleuten. Jenseits der bloßen Existenz derartiger Kodizes stellt sich die Frage, welche Relevanz diese Dokumente in der beruflichen Praxis haben. Lässt sich aus den Formulierungen dieser Papiere ein Bezug zu Problemstellungen und Herausforderungen bibliothekarischer Arbeit herstellen? Wie beurteilen Bibliotheken die behandelten Inhalte und Themenfelder? Bestehen Wünsche und Anforderungen, die über das in den existierenden Unterlagen dokumentierte Spektrum hinausgehen?
Im Rahmen des berufsbegleitenden Master-Studiengangs Bibliotheks- und Informationswissenschaft an der FH Köln haben die Referenten diese Fragen in einer Team-Projektarbeit untersucht.
Mithilfe eines standardisierten Fragebogens wurden deutsche Bibliotheken zu der Thematik befragt. In Großbritannien wurden Interviews mit ausgewählten Fachleuten durchgeführt. Darüber hinaus erfolgte eine Analyse der Online-Angebote von CILIP zum Bereich „Professional Ethics“, insbesondere des Information Ethics Blog.
Der Vortrag stellt die Projektergebnisse vor.

OK, das sind StudienkollegInnen da bin ich natürlich voreingenommen. Jedenfalls sehr spannendes Projekt und ein Beitrag darüber ist auch („open access“) im MALIS Buch erschienen, dass am Bibliothekartag präsentiert wird.

 

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