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Infoethik for the Lulz?

26. Juli 2011

Ja, wieder ein sehr verspäteter Hinweis, aber es ist – zumindest kalendarisch – Sommer...

Im LIBREAS-Blog ist ein interessanter Artikel von Karsten Schuldt erschienen:

50 Days of Lulz: Welche informationsethischen Fragen warf die Hackergruppe LulzSec mit ihren Aktivitäten auf?

lulzsec and Anonymous magnets

lulzsec and Anonymous magnets by goblinbox (queen of ad hoc bento), on Flickr

Zur Erinnerung: LulzSec ist eine Hackergruppe die durch Angriffe auf verschiedene Sony Dienste, die Website des US Senats, die Polizei von Arizona etc. ein ziemlich großes Medienecho erzeugte.

Schuldt wirft jetzt einen informationsethischen Blick auf die Aktivitäten dieser Gruppe:

[..]lässt sich am Verhalten von LulzSec und den Reaktionen auf die Gruppe die Frage stellen, welche ethischen Normen offenbar auf- oder angegriffen wurden.

Das ist insofern ein interessanter Ansatz, da LulzSec sich ja immer offensiv einer solchen Einordnung entzogen hatte und immer betonte, die Hacks/Attacken nur  „for the Lulz“ (österr.: „aus Spaß an der Freid'“) zu machen. Die Kurzbio des Twitter-Accounts lautet dann auch “ the world’s leaders in high-quality entertainment at your expenses“.

Schuldt konzentriert sich daher dann auch mehr auf die Wahrnehmung und Bewertung der LulzSec Aktionen von aussen:

Die Aktionen von LulzSec und die Diskussionen über diese haben gezeigt, dass es offensichtlich ein ausreichend große Öffentlichkeit gibt, die – wenn auch nicht unbedingt reflektiert – Richtlinien entwickelt hat, die Angriffe und Leaks in elektronischen Räumen weit differenzierter bewertet, als mit einfacher Zustimmung oder Ablehnung. Offensichtlich haben sich Bewertungskriterien und -anforderungen etabliert, um Hacks als legitim oder nicht legitim zu bewerten.

Das in der Öffentlichkeit Meinungen zu in den Medien breit berichteten Ereignissen entstehen ist ja durchaus ein relativ normaler Vorgang. Schuldt schreibt ja selber, dass dieser Bewertungsrahmen kein gesellschaftlicher Konsens ist, sondern diese Kriterien nicht allgemein geteilt werden und sich schnell ändern können.

Der Autor sieht aber zu Recht ein Informationsbedürfnis der Öffentlichkeit und Bibliotheken in der Pflicht :

Diese gesellschaftspolitisch motivierten Anfragen an Netzaktivismus wäre von Bibliotheken und Informationseinrichtungen zu unterstützen. Die Fragestellung, wer für welche Sicherheitslücken Verantwortung trägt, bedarf beispielsweise eines Grundlagenwissens über verschiedene Formen von Sicherheitslücken, Möglichkeiten zur Verhinderung derselben aber auch unterschiedliche technische Formen des Hackens. […] Ein solches Wissen zu erarbeiten und zu verbreiten könnte als Aufgabe von für die Öffentlichkeit zuständigen Einrichtungen wie Bibliotheken bezeichnet werden.

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